Wege aus der Krise

Die sogenannte „Theorie des demografischen Übergangs“ orientiert sich an der faktischen Entwicklung der reichen Industrieländer und setzt darauf, dass mit der steigenden Lebenserwartung durch einen wachsenden materiellen Wohlstand etwas zeitverzögert ein Rückgang der Geburtenrate einhergeht, dass sich also auf diese Weise das Problem von selbst löst. Abgesehen davon, dass dies – wie das Beispiel einiger arabischer Länder mit einem sehr hohen BIP zeigt – offensichtlich kein zwingender Automatismus ist, können wir darauf nicht setzen, weil ein weiteres materielles Wachstum schlicht unsere planetarischen Grenzen sprengt. Was nottut, ist also eine bewusste Politik für nachhaltige Bevölkerungsgrößen, die rasch und effektiv eine Wende bewirken kann. Dazu gehören die folgenden Punkte:  

Die reichen Industrieländer stehen in der Pflicht, entsprechende Programme in armen Ländern mit einer hohen Geburtenrate zu unterstützen. Eine Umwidmung von Geldern aus der staatlichen Entwicklungshilfe (die leider bis heute noch hauptsächlich aus Krediten zur Förderung des eigenen Exports besteht) sowie die Bindung von Entwicklungshilfe an Maßnahmen zur Geburtenkontrolle wären wirksame Instrumente. Darüber hinaus sollten sich nichtstaatliche Entwicklungshilfeorganisationen in diesem Sinne engagieren.

Das Bevölkerungswachstum ist unbedingt auch im Rahmen der Weltklimakonferenzen zu thematisieren. Aufgrund des sachlichen Zusammenhangs zwischen Bevölkerungswachstum und Zunahme des Ausstoßes von Treibhausgasen bietet es sich an, einen Teil des Klimaanpassungsfonds Maßnahmen zur Geburtenkontrolle zu widmen. SPG hat eine entsprechende Kampagne gestartet. Der Rückgang der Geburtenrate erhöht die Resilienz überbevölkerter Länder selbst gegen Folgen des Klimawandels, insbesondere hinsichtlich der Ernährungssicherheit.

Gleichzeitig sind dies Maßnahmen zur wirksamen Bekämpfung von Fluchtursachen. Insbesondere die Europäische Union schließt zurzeit mit so problematischen Ländern wie Tunesien oder Ägypten finanziell großzügig ausgestattete Abkommen zur Eindämmung von Migration. Die Folgen sind teilweise schwere Menschenrechtsverletzungen. Es wäre die weitsichtigere Politik, mit diesen Geldern Maßnahmen zur Rückführung der Geburtenrate zu finanzieren, damit die soziale und ökologische Situation der Bevölkerung unmittelbar zu verbessern und Migration auf diese Weise überflüssig zu machen.  

Dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nichts mit kolonialistischer Bevormundung zu tun haben, zeigen nicht zuletzt Bemühungen von betroffenen Ländern selbst. So haben sich etwa im Jahr 2017 insgesamt 17 afrikanische Länder (vertreten durch ihre Parlamentspräsidenten) mit der Charta von Ouagadougou verpflichtet, die Fertilitätsrate in ihren jeweiligen Ländern bis zum Jahr 2030 auf höchstens drei Kinder pro Frau zu reduzieren. Solche Bemühungen sind unsererseits nach Kräften zu unterstützen. 

Dem Vorwurf kolonialistischer Bevormundung oder gar des Rassismus entgeht man natürlich am besten, wenn man auch in den reichen Industrieländern, entsprechende Maßnahmen einfordert. Selbst wenn die Geburtenraten in diesen Ländern heute oft unterhalb des Reproduktionsniveaus liegen (was zu Schrumpfung der Bevölkerungen führt, welches leider oft als negative Entwicklung dargestellt wird), hat hier in der Vergangenheit ein starkes Bevölkerungswachstum stattgefunden, so dass die Bevölkerungsdichten heute entsprechend hoch sind. Um auf ein nachhaltiges Niveau zu kommen, bedarf es in diesen Ländern sowohl eines Rückganges des Ressourcenverbrauchs pro Kopf als auch ein Schrumpfen der Bevölkerung. Angesichts der globalen demografischen Entwicklung und angesichts unseres hohen Ressourcenverbauchs ist es auch bei uns unverantwortlich, mittels finanzieller Anreize und Privilegien die Geburtenrate erhöhen zu wollen. In Deutschland wäre die Abschaffung des Kinderfreibetrags für entsprechend einkommensstarker Familien (im Gegensatz zum Kindergeld für ärmere) eine dringend gebotene Maßnahme. Kostenlose Kinderbetreuung in Tagesstätten sollte gezielt nur alleinerziehenden und ärmeren Eltern angeboten werden. Die Stigmatisierung von Menschen, die – gewollt oder ungewollt – selbst keine Kinder haben, etwa durch einen höheren Satz für den Pflegeversicherungsbeitrag oder eine höhere steuerliche Belastung, ist umgehend zu beenden, ebenso wie der Einsatz von an sich fragwürdigen medizinischen Reproduktionstechniken. Angesichts einer überbevölkerten Welt gibt es keine „reproduktiven Rechte“ auf die Weitergabe des eigenen Genmaterials. Ein verantwortlicher Weg zur Erfüllung eines Kinderwunsches ist nach wie vor die Adoption. 

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